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E-Control: Wettbewerb am Energiemarkt stockt
Lokale Lieferanten weiterhin Marktbeherrscher
E-Control: Wettbewerb am Energiemarkt stockt (0,3 MB)
- Pressemeldung vom 15.06.2021
Wien (15. Juni 2021) – Der Status quo der Liberalisierung in Österreich und zukünftige wettbewerbliche Entwicklungen standen im Mittelpunkt einer (Online)Veranstaltung der E-Control zum Thema „Wettbewerb am Strom- und Gasmarkt in Zeiten des Wandels“ am 15. Juni 2021 in Wien. Gerade im Zusammenhang mit der Energiewende spielt Wettbewerb im Energiesektor eine tragende Rolle, um Wirtschaftlichkeit und Effizienz bzw die Weitergabe von Vorteilen an die Konsumentinnen und Konsumenten sicherzustellen. „Als unabhängige Regulierungsbehörde gehört es zu unseren vordersten gesetzlichen Zielen aber auch zu unserem Selbstverständnis, den effektiven Wettbewerb im Energiesektor zu ermöglichen und zu unterstützen“, bekräftigt E-Control-Vorstand Alfons Haber.
Die E-Control hat sich in den vergangen 20 Jahren als Garant für einen wettbewerblich ausgerichteten Energiemarkt etabliert. Zu ihren Aufgaben zählt es, Spielregeln für den Markt festzulegen und deren Einhaltung auch konsequent zu überwachen. „Weiters gilt es, den Wettbewerb durch eigene Maßnahmen zu stärken. So wird in einer von Florian Hirschbichler präsentierten Studie der Europäischen Kommission diesbezüglich insbesondere die Markteintrittsstelle, der E-Control Leitfaden für interessierte Lieferanten bzw die Informationspolitik der Regulierungsbehörde als europäisches „best practice Beispiel“ hervorgehoben.“, freut sich Haber.
Nach starker Dynamik ist derzeit ein Abflachen des Wettbewerbsgeschehens erkennbar
Die frühen 2010er-Jahre weckten auf Basis von stets steigenden Wechselraten und neuen Markteintritten im Strom- und Gasbereich hohe Erwartungen an die Wettbewerbsintensität. „In den letzten Jahren ist diese Entwicklung jedoch aus Sicht der E-Control im Endkundenmarkt zusehends ins Stocken geraten. Gleichzeitig wird der Energiegroßhandel zurzeit sehr stark europäisiert, was dort zu einer erheblich besseren Wettbewerbsstruktur führt. Während die Anzahl der Stromanbieter für Haushalte etwa von 2010 bis 2017 von 144 auf 155 stieg, befanden sich 2020 mit insgesamt 156 nahezu die gleichen Anbieter am Markt. Auch im Bereich Gas ist eine ähnliche Entwicklung beobachtbar. Die Stromwechselraten der Haushalte erreichten 2017 ein Rekordniveau von 4,3%, welches seitdem jedoch nicht mehr erzielt wurde. Bei Gas stagnierte die Wechselrate bei 6,3%. Infolgedessen fällt Österreich bei den Versorgerwechselraten im europäischen Vergleich sichtlich zurück.“, kritisiert Haber.
Und er betont gleichzeitig: „Bei vielen Konsumentinnen und Konsumenten käme eine Erleichterung für das Haushaltsbudget aber gerade jetzt besonders recht. Das Einsparpotenzial beim Wechsel des Strom- oder Gaslieferanten kann sich sehen lassen und ein Lieferantenwechsel führt dazu, schnell und unkompliziert Geld zu sparen. Der Tarifkalkulator der E-Control hilft dabei, einen objektiven Vergleich zu bekommen.“
Marktuntersuchung zeigt: Großer Anteil der österreichischen Haushalte profitiert weiterhin nicht vom steigenden Wettbewerb am Großhandel
Auf Grund der beschriebenen Trends sieht sich die E-Control veranlasst, vermehrt Wettbewerbsuntersuchungen durchzuführen. In den letzten Monaten wurde deshalb der Endkundenmarkt Strom im Hinblick auf Marktstruktur und Preisbildung analysiert. „Dabei zeigte sich, dass die Endkundenmärkte immer noch sehr stark regional ausgerichtet sind und die lokal eingesessenen Versorger damit eine dominante Stellung im räumlichen Bereich ihrer Verteilernetze innehaben. Weiters wurde deutlich, dass alternative Anbieter die Preise an den Großhandelsmärkten an ihre Kunden weitergeben. Demgegenüber scheinen etablierte und marktbeherrschende Lieferanten weiterhin kaum Preisdruck zu verspüren. Großhandelspreisewerden von ihnen kaum an Endkunden weitergegeben. Bei immer noch großen Einsparungspotenzialen zahlt sich somit für Haushalte ein Wechsel weiterhin aus, auch um von den Dynamiken der Großhandelspreise zu profitieren.“, zitiert der Vorstand der E-Control, Wolfgang Urbantschitsch aus den Ergebnissen der Untersuchung.
Die Liberalisierung als laufender Prozess – Umsetzung europäischer Vorgaben kann Impulse bringen
Zusammenfassend sieht die E-Control die Liberalisierung in Österreich als andauernden Prozess. „In den nächsten Jahren könnte zusätzlich die Umsetzung von verschiedenen Neuerungen wie Energiegemeinschaften und Aggregatoren wettbewerbliche Impulse bringen.“, erwartet Urbantschitsch. Digitalisierung, Dezentralisierung und Dekarbonisierung bringen auch gewisse Änderungen in der Marktstruktur mit sich. Die weiterhin hohe Dominanz von Unternehmen birgt jedoch Gefahren von Missbrauch und konkret die Ausdehnung des bestehenden Einflusses im Energiebereich in neue und benachbarte Märkte.
„Um die Potenziale, die sich bieten, schließlich auch bestmöglich zu heben, ist die Wettbewerbsaufsicht weiterhin eine Priorität der E-Control. Konsequente Durchsetzung des Unbundling-Regimes und Missbrauchskontrolle zeigen sich dafür als essenziell.“, resümiert Wolfgang Urbantschitsch abschließend.
Der Bericht zur Marktuntersuchung zum Endkundenmarkt Strom ist ab sofort auf der Homepage der E-Control unter folgendem Link abrufbar:
https://www.e-control.at/publikationen/untersuchungen
Die Präsentationen sowie ein Mitschnitt der Veranstaltung „Wettbewerb am Strom- und Gasmarkt in Zeiten des Wandels“ sind in Kürze unter folgendem Link abrufbar:
https://www.e-control.at/online-fachtagung-wettbewerb