Zurück Tätigkeitsbericht der E-Control für das Jahr 2019
Tätigkeitsbericht der E-Control für das Jahr 2019
Die Energiewelt verändert sich. Einerseits soll die Energieversorgung ökologischer und nachhaltiger gestaltet werden. Andererseits gibt es immer mehr neue technische Möglichkeiten, massiv unterstützt durch die Digitalisierung. Und letztendlich geht der Trend in Richtung Selbsterzeugung von Strom. Was für Industrieunternehmen zum Teil bereits Wirklichkeit ist, wird auch für immer mehr Haushalte und kleine Gewerbebetriebe zur Realität. Im Tätigkeitsbericht der E-Control für das Jahr 2019 spiegeln sich diese Veränderungen.
Dezentrale Erzeugungsstrukturen, die Volatilität der Erneuerbaren, neue Akteure und Rahmenbedingungen, gleichzeitig innovative Geschäftsmodelle und nicht zuletzt die Energy Communities bieten Chancen und Möglichkeiten, sie bringen aber auch Herausforderungen mit sich.
Im Folgenden fassen Andreas Eigenbauer und Wolfgang Urbantschitsch als Vorstand der E-Control wesentliche Inhalte aus dem Tätigkeitsbericht der E-Control für das vergangene Jahr zusammen.
Clean Energy Package
Das Clean Energy Package mit seinen vielen Teilbereichen trägt der veränderten Stromwelt Rechnung. Erste Teile sind bereits in Kraft getreten, wie etwa die Vorgabe, dass ein Anteil von 70 Prozent der grenzüberschreitenden Übertragungskapazitäten dem Handel zur Verfügung gestellt werden müssen, was für die Übertragungsnetzbetreiber durchaus herausfordernd ist. Weitere Umsetzungsschritte zum Clean Energy Package folgen im heurigen Jahr und werden auch von der
E-Control begleitet, da viele Bereiche jene Themen berühren, mit denen sich die E-Control ohnehin intensiv beschäftigt.
Gleichzeitig war auch noch die Umsetzung des vorangegangenen EU-Gesetzesrahmens, des Dritten Energiebinnenmarktpakets, voranzubringen, etwa im Bereich der länderübergreifenden
Kapazitätsberechnungen für Dayahead- und Intraday-Stromhandel oder auch die Vorgaben für die Ausfallsplanung relevanter Stromversorgungskomponenten.
Versorgungssicherheit im Fokus
Die Gewährleistung der Versorgungssicherheit bleibt weiterhin ein wesentliches Ziel der E-Control. Gerade Gas spielt dabei eine große Rolle, nach wie vor auch für die Stromversorgung. Vor allem die zweite Jahreshälfte 2019 war von der Frage geprägt, ob es am 1. Jänner 2020 zu Importeinschränkungen bei Erdgaslieferungen aus Russland kommen wird. Unter maßgeblicher Beteiligung der E-Control kam es mit allen involvierten Akteuren in Österreich – etwa dem (damals) BMNT, der AGGM, der Gas-Fernleitungsnetzbetreiber sowie der OMV und dem CEGH –, aber auch
im Ausland zu umfassenden Vorbereitungsarbeiten und engen Abstimmungsgesprächen. Letztlich gab es keine Importeinschränkungen, in jedem Fall aber wäre Österreich bestens vorbereitet gewesen.
Erstmals Gaskennzeichnung verordnet
Das Thema Erneuerbare Gase gewinnt immer mehr an Bedeutung. Dem trägt die E-Control Rechnung und hat deshalb im September 2019 die Gaskennzeichnungsverordnung erlassen. Damit hat sie ein homogenes Instrument erzeugt, mit dem nun auch Gaslieferanten für ihre Kundinnen und Kunden mehr Transparenz schaffen. Die Gaskennzeichnung wird künftig einheitlich erfolgen und ist ein weiterer Meilenstein, wenn es darum geht, die Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren im gesamten Energiemix voranzutreiben. Österreich nimmt damit auch wieder eine Vorreiterrolle in Europa ein.
Preise im Aufwärtstrend
Das Jahr 2019 war geprägt von steigenden Strom- und Gaspreisen, die auch die heimischen Kundinnen und Kunden getroffen haben. Die Preiserhöhungen waren im Wesentlichen auf zwei Entwicklungen auf den europäischen Großhandelsmärkten zurückzuführen: Einerseits sind die Preise der wichtigsten fossilen Brennstoffe Öl, Gas und Kohle sowie die CO2-Preise deutlich angestiegen. Andererseits bewirkte die Strompreiszonentrennung zwischen Österreich und Deutschland eine Verkleinerung des Marktes, weniger Marktteilnehmer, niedrigere Liquidität und erhöhte Beschaffungsrisiken für österreichische Marktteilnehmer. Trotz allem sind die österreichischen Großhandelspreise im europäischen Vergleich immer noch verhältnismäßig gering.
Neuer Rekord bei den Wechselzahlen
Nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Strom- und Gaspreise waren die heimischen Energiekundinnen und -kunden im vergangenen Jahr besonders preissensibilisiert und haben sich vermehrt für günstigere Strom- und Gasangebote interessiert. 2019 haben rund 345.200 Strom- und Gaskunden – sowohl Haushalte als auch Unternehmen – ihren Strom- oder Gaslieferanten gewechselt. Damit wurde der bisherige Wechselrekord aus dem Jahr 2017 noch einmal übertroffen. Einen neuen Stromlieferanten suchten sich 2019 knapp 264.000 Kundinnen und Kunden (darunter mehr als 209.000 Haushalte), einen neuen Gaslieferanten gut 81.200 (darunter rund 76.000 Haushalte). Die Wechselraten betrugen im Jahr 2019 bei Strom somit 4,3 Prozent, bei Gas 6,0 Prozent.
Tarifkalkulator mit weiteren neuen Features
Im Jahr 2017 wurde das beliebteste Onlinetool der E-Control, der Tarifkalkulator, einem kompletten Relaunch unterzogen, 2019 folgten weitere Neuerungen für eine noch bessere Nutzung. Die im letzten Jahr vorgenommenen Weiterentwicklungen waren aber nur ein erster Schritt zu einer neuerlichen Verbesserung des Tarifkalkulators. Im heurigen Jahr soll die Einbindung und die Darstellung von dynamischen Tarifen erarbeitet werden und der Tarifkalkulator nicht zuletzt damit die modernste Vergleichsplattform für Strom und Gas in Österreich bleiben.
Erstmals auch Verzeichnis für Ladestellen
2019 setzte die E-Control einen wichtigen Meilenstein für Transparenz in der Mobilität. Gemeinsam mit dem damaligen Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus wurde ein Ladestellenverzeichnis implementiert und somit ein weiterer Schritt zur Akzeptanz der E-Mobilität in Österreich gesetzt. Die E-Mobilität mit Strom aus erneuerbaren Energien ist eine vielversprechende Alternative, um die Abhängigkeit des Verkehrs von fossilen Brennstoffen und damit den CO2-Ausstoß zu verringern. Eine zuverlässige und flächendeckende Information für die Verbraucherinnen und Verbraucher betreffend Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten ist ein wichtiger Baustein bei der Energie- und Verkehrswende. Einige wünschenswerte Informationen können derzeit im Ladestellenverzeichnis noch nicht angezeigt werden. Eine Diskussion über mögliche Erweiterungen steht bereits auf der Agenda der E-Control.
Das heurige Jahr bringt eine Fülle an – teils auch neuen – Herausforderungen für die Regulierungsbehörde mit sich. Entscheidend wird es sein, das politisch angestrebte klimaneutrale Energiesystem der Zukunft vernetzter und gesamthafter zu denken. Das Regierungsprogramm stellt dafür entsprechende Weichen. Das Energiejahr 2020 wird also spannende Aufgaben mit sich bringen, die die E-Control nur erfüllen kann, weil ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach wie vor mit großem Engagement und einer hohen Expertise agieren. Dafür möchten wir uns sehr herzlich bedanken. Bedanken möchten wir uns auch bei den Marktteilnehmern und allen Partnern der E-Control für die gute und konstruktive Zusammenarbeit 2019.