Preisanalyse Strom & Gas
Beschaffungskosten und Energiepreise für Strom und Gas
Rückblick: Strom im Q4 2024
Im Q4 2024 sinkt der durchschnittliche Hauptproduktpreis (gewichtet nach der Anzahl der Kund:innen) für einen Haushalt mit 3500 kWh/Jahr leicht um etwa 2 ct/kWh auf 16,5 ct/kWh im Dezember 2024. Für das billigste Produkt (landesweiter Durchschnitt) zahlt man zwischen Oktober und Dezember 2024 rund 10 ct/kWh. Es existiert also ein Einsparpotenzial von etwa 6 ct/kWh. Insgesamt scheint sich der Abstand zwischen Hauptproduktpreis und dem billigsten Angebot im Q4 2024 etwas zu verringern. Die Kosten der kurz- und langfristigen Beschaffung sind für die Lieferanten im Q4 2024 leicht gestiegen, für Anfang 2025 zeichnet sich jedoch eine Reduktion ab.
Rückblick: Gas im Q4 2024
Im Q4 2024 sinkt der durchschnittliche Hauptproduktpreis (gewichtet nach der Anzahl der Kund:innen) für einen Haushalt mit 15000 kWh/Jahr leicht von knapp 7 auf etwas über 6 ct/kWh. Die Kosten für die Beschaffung sowie der Preis für das günstigste Produkt liegen relativ stabil zwischen 4 und 5 ct/kWh. Trotz der Aufkündigung der Lieferverträge mit Gazprom durch die OMV und eines relativ hohen Gasverbrauchs im bisherigen Winter sind die Kosten für die kurzfristige Beschaffung im Durchschnitt nicht weiter angestiegen.
Kosten- und Preisentwicklung der letzten Jahre im Strom- und Gasmarkt
Die kurz- und langfristigen Beschaffungskosten lagen sowohl im Strom als auch im Gas bis zur Krise auf einem ähnlichen Niveau, erst Ende 2021 stiegen die Kosten kurzfristiger Beschaffung deutlich stärker an. Ab Q2 2023 ist die langfristige Beschaffung für die Strom- und Gasversorger im Durchschnitt teurer als die kurzfristige Beschaffung.
Vor dem Preisanstieg Ende 2021/Anfang 2022 lag der durchschnittliche Hauptproduktpreis (gewichtet nach der Anzahl der Kund:innen) bei Strom und Gas konstant über dem Preis des günstigsten Produkts, jeweils bezogen auf einen Haushalt mit 3500 kWh/Jahr bei Strom und 15000 kWh/Jahr bei Gas. Zudem lag der Preis für das Hauptprodukt (gewichteter Durchschnitt) zu diesem Zeitpunkt ca. 6 ct/kWh für Strom und 2 ct/kWh für Gas über den jeweiligen geschätzten Beschaffungskosten der Versorger. Der angebotene durchschnittliche Produktpreis für den billigsten Anbieter war in vielen Monaten hingegen sogar günstiger als die simulierten Beschaffungskosten, was auf Neukundenrabatte und weitere Sonderkonditionen im ersten Vertragsjahr zurückzuführen ist. Im Krisenjahr 2022 dreht sich dieser Zusammenhang um: Der gewichtete Hauptproduktpreis war aufgrund einer verzögerten Preisanpassung günstiger als die durchschnittlichen Beschaffungskosten, das billigste Alternativprodukt lag zu dieser Zeit im Durchschnitt hingegen zwischen den kurz- und langfristigen Beschaffungskosten - und über dem Hauptprodukt. Erst im Q2 2023 war das billigste Alternativprodukt im Strom sowie im Gas auch tatsächlich wieder günstiger als das Hauptprodukt. Auffällig ist, dass die Preise für das Hauptprodukt erst in jüngster Zeit wieder gesunken sind, obwohl Beschaffungskosten sowie die Wettbewerbsprodukte ein günstigeres Preisniveau erwarten ließen. Die Differenz zwischen dem Energiepreis des durchschnittlichen Hauptproduktes und den Beschaffungskosten (sowie dem Preis des günstigsten Alternativproduktes im österreichischen Durchschnitt) lag im letzten Jahr zwischen 6 und 11 ct/kWh bei Strom und zwischen 2 und 4 ct/kWh bei Gas.
Hintergrundinformationen
In den vergangenen Jahren waren Endkund:innen mit hohen Strom- und Gaspreisen konfrontiert, die in erster Linie auf den hohen Energiepreis und nicht etwa auf Netzentgelte oder Steuern und Abgaben zurückzuführen waren. Doch waren die Preise auch angemessen? Um diese Frage zu beantworten, ist es hilfreich, die Beschaffungskosten im Verhältnis zu den Energiepreisen für Endkonsument:innen zu betrachten.
Insgesamt wurden dafür 345 mögliche kurz- und langfristige Beschaffungsstrategien eines Stromversorgers und 211 eines Gasversorgers simuliert und daraus Durchschnittskosten für die kurz- und langfristige Beschaffung ermittelt. Was versteht man unter den Beschaffungskosten der Energielieferanten genau? Die Unternehmen kaufen die benötigten Mengen an Energie üblicherweise anhand einer im Vorhinein definierten Einkaufsstrategie für die jeweils prognostizierte Abgabemenge für ein, zwei oder sogar drei Jahre im Voraus ein. Die ausgewählte Beschaffungsstrategie legt also grob fest, welche Mengen der geplanten Lieferung wie, wann, und auf welchen Märkten erworben werden. Daraus ergeben sich dann die Kosten für jede der Strategien. Weitere, eher untergeordnete Kosten der Versorgung werden nicht berücksichtigt. Auch die Margen des Lieferanten werden in den Beschaffungskosten nicht betrachtet.
Warum ist es dennoch sinnvoll, die Beschaffungskosten mit den Endkundenpreisen zu vergleichen? Wie zuletzt auch gerichtlich bestätigt wurde, sollen Preisänderungen in engem Zusammenhang mit dem Wechsel der Beschaffungsbedingungen stehen. Je nach Preismodell sollten sich also die Endkundenpreise ähnlich einer kurzfristigen oder langfristigen Beschaffungsstrategie verhalten. Starke Abweichungen von Kurvenverläufen der Endkundentarife deuten hingegen darauf hin, dass die Preise nicht konsistent einer Beschaffungsstrategie folgen. Produkte, die auf langfristiger Beschaffung basieren, sind dabei typischerweise mit einer Preisgarantie verbunden, weshalb die Preisreaktion auf veränderte Beschaffungsbedingungen sowohl nach unten als auch nach oben verzögert geschieht (beispielsweise bei der Energiekrise 2022/2023).
Ein großer Abstand zwischen dem Energiepreis, den Haushalte bezahlen, und den simulierten Beschaffungskosten deutet auf hohe Margen und fehlenden Wettbewerb hin. In einem gut funktionierenden Markt würden starke Konkurrenten durch günstigere Angebote Druck auf überhöhte Preise und Margen der Incumbents (d.h. jene Lieferanten, die vor der Liberalisierung des Endkundenmarktes ein Monopol zur Belieferung in einem abgegrenzten Gebiet innehatten) ausüben. Allerdings ist der österreichische Energiemarkt bisher von einer geringen Wechselbereitschaft der Kund:innen geprägt und Incumbents verfügen über eine hohe Markt- und Preissetzungsmacht.
Kostenvergleich zwischen Haupt- und Spotprodukt
Ein Blick auf die letzten sechs Jahre (2019 bis 2024)
Die Jahreskosten (aus dem reinen Energiepreis) für ein günstiges Spotprodukt (mit 2 ct/kWh Gesamtaufschlag) waren in einigen Jahren - teilweise erheblich - günstiger als die Preise selbst des billigsten Hauptproduktes. In den Krisenjahren 2021 und 2022 mussten die Haushalte bei einem günstigen Spotprodukt dagegen insgesamt mehr bezahlen als bei allen 13 Hauptprodukten. In Summe zeigt sich dennoch, dass über die letzten sechs Jahre hinweg, welche teilweise von starken Schwankungen am Spotmarkt geprägt waren, das Spotprodukt besser abschneidet als die Mehrzahl der Hauptprodukte. Von den betrachteten 13 Hauptprodukten der lokalen Anbieter waren fünf, vor allem aus den westlichen Bundesländern (Tirol, Innsbruck, Vorarlberg, Kärnten und Linz), günstiger und acht teurer als das Spotprodukt.
Hintergrundinformationen
Mit dem Einbau von Smart-Metern haben Haushalte die Möglichkeit, Strom mit einer sehr engen Verbindung zum physischen Großhandelsmarkt zu beziehen. Der Vorteil ist, dass durch Verbrauchsverlagerungen während des Tages Geld gespart werden kann. Gerade im Sommer gibt es Stunden, die extrem günstigen Strombezug erlauben und auch im Winter ist zumeist etwa für das Laden eines Elektroautos oder den Betrieb einer Wärmepumpe eine wesentliche Einsparung durch Verbrauchsverlagerung möglich.
Abgesehen von solchen Möglichkeiten stellt sich die Frage, ob derartige dynamische Tarife generell günstiger oder teurer sind als Standardtarife, die konstante Preise für zumeist ein Jahr bieten. Da die Preisabsicherung durch die Lieferanten durchaus Kosten verursacht, wäre anzunehmen, dass variable Tarife etwas billiger sein sollten, zumindest in einem längerfristigen Vergleich.
Dargestellt sind die reinen Energiekosten eines durchschnittlichen Haushalts für das billigste und teuerste Hauptprodukt des jeweiligen Jahres (d.h. das meistvertriebene Produkt des jeweiligen Incumbents) sowie für ein Spotprodukt mit einem üblichen Standardlastprofil (H0) und einem relativ günstigen Gesamtaufschlag (Aufschlag + Grundpauschale) von 2 ct/kWh. Die Kosten in Euro zum billigsten und teuersten Hauptprodukt stammen aus der Datenerhebung der E-Control. Durch Verknüpfung der Verbrauchsdaten eines H0-Haushalts (3500 kWh) mit den Spotpreisen inklusive Aufschlag können zudem die jährlichen Kosten in Euro für einen exemplarischen Spottarif berechnet werden. In der darunterliegenden Grafik wurden die Kosten eines H0-Haushalts in den letzten sechs Jahren zusammenaddiert und für das Spotprodukt sowie das jeweilige Hauptprodukt eines Incumbents in Österreich abgebildet. Ebenfalls dargestellt wird die Kostenersparnis des Spotprodukts im Vergleich zu jedem der Hauptprodukte.
Weitere Statistiken zu Strom und Gas finden Sie hier.