Zurück Warum gibt es Roaminggebühren beim Laden des Elektroautos?
Ein Ladestellenbetreiber, der ein ganzes Netz von Ladestellen betreibt, kennt all seine Kosten (Betrieb, Netzkosten und Stromkosten) und kann Kund:innen einen gewissen Preis für das Laden an seinen Ladestellen anbieten. Was passiert aber, wenn man mit der Ladekarte dieses Anbieters auch außerhalb des Netzes des Anbieters im Ladestellennetz eines anderen Anbieters laden möchte, sozusagen beim Nachbarn? Der eigentliche Anbieter kennt die Kosten des anderen Anbieters nicht. Er kennt dessen Energieliefervertrag nicht, weiß nicht welches Netzentgelt dort anfällt und welche Betriebskosten der andere Ladestellenbetreiber hat. Der eigentliche Anbieter muss also mit dem anderen Anbieter abrechnen. Die Differenz zwischen den beiden Angeboten macht einen Teil der Roaminggebühr aus.
Nun fragen sich viele zu Recht, warum es dann keine negativen Roaminggebühren gibt, weil die Kosten des anderen Betreibers könnten ja auch geringer sein, als die des eigentlichen Anbieters. Das hat wiederum zwei Gründe: erstens ist es eine Frage der Kundenbindung. Wie überall sind auch Preise für Ladeangebote Mischkalkulationen. Der Ladestellenbetreiber, mit dessen Ladekarte man unterwegs ist, möchte einen als Kunde behalten und er weiß, dass man relativ oft in seinem Netz lädt, er also fortlaufend Geschäft mit einem macht. Daher kalkuliert er den Preis, den man bezahlen muss, sehr knapp. Er rechnet also nur eine geringe Marge für sich selbst hinein. Für den fremden Ladestellenbetreiber, mit dem der eigentliche Vertragspartner abrechnen muss, ist man ein Einmalkunde. Er weiß nicht, ob man jemals wieder bei ihm laden wird. Daher kalkuliert er hier den Preis weniger knapp und für sich eine größere Marge.
Wie gesagt, ist das aber nur ein Teil der Roamingkosten. Hinzukommt nämlich, dass zwischen den verschiedenen Ladestellenbetreibern abgerechnet werden muss. Das ist ein Verwaltungsaufwand, der Kosten verursacht, die wieder hereinkommen müssen. Und in aller Regel machen das die verschiedenen Ladestellenbetreiber nicht selbst - wir haben in Österreich bereits über 300 Ladestellenbetreiber, wenn da jeder mit jedem abrechnen würde, wäre das bald unbezahlbar. Daher haben sich hier wiederum Firmen etabliert, die diese Abrechnungen zwischen den Ladestellenbetreibern übernehmen und die müssen natürlich auch bezahlt werden.
Zunächst sollte man beim Abschluss eines Ladevertrages (Ladekarte) darauf achten, dass das roamingfreie Ladestellennetz des jeweiligen Anbieters möglichst dort ausreichend ausgebaut ist, wo man am häufigsten fährt. Für viel und weiter Reisende kann es durchaus günstig sein, mehrere Ladekarten von verschiedenen Anbietern zu haben, sofern die jährliche Grundgebühr und einmalige Aktivierungsentgelte nicht zu hoch ausfallen. Das herauszufinden und Angebote zu vergleichen ist bis jetzt immer noch relativ aufwendig. Daher richten wir als E-Control derzeit einen Lade-Tarifkalkulator (Arbeitstitel) ein, mit dem E-Mobilist:innen den passenden Lade-Anbieter genauso einfach und transparent finden, wie seit über 20 Jahren mit dem Tarifkalkulator für Haushaltsstrom und -gas. Im ersten Quartal 2023 soll diese neue Applikation online gehen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.