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Konsument:innen 2023: massiv gestiegene Energiepreise, Anfragen und Beschwerden  

2023 kam es zu einem deutlichen Rückgang der Großhandelspreise für Strom und Gas auf den europäischen Märkten. Für Endkund:innen in Österreich hatte dies unterschiedliche Auswirkungen. Angebote für Neukund:innen sanken weiterhin, allenfalls mit kleiner Verzögerung, gemeinsam mit den Großhandelspreisen. Untersuchungen, die im Rahmen der Taskforce Wettbewerb von uns und der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angestellt wurden, legten nahe, dass dies bei Gas rascher passierte als bei Strom.

Die Preise bei Bestandskundentarifen der Haushalte bzw. Kleinunternehmen erreichten hingegen im ersten Halbjahr 2023 vorerst ihren Höhepunkt. Die massiven Preissprünge im Großhandel aus dem Jahr 2022 wirkten sich hier über die meist index-gebundenen Preisanpassungen der Unternehmen erst mit einer Verzögerung aus. Im zweiten Halbjahr kam es sodann auch zu ersten Preissenkungen bei Bestandsverträgen, diese erfolgten jedoch noch zögerlich.

Die beiden gegenläufigen Entwicklungen führten dazu, dass Endkund:innen über das Jahr 2023 hinweg ein relativ hohes Einsparpotenzial bei einem Wechsel des Energieversorgers lukrieren konnten. Für einen Referenzhaushalt betrug dieses bei Strom je nach Region einige hundert, bei Gas sogar bis zu über tausend Euro. Dies äußerte sich auch darin, dass die Wechselzahlen bei Strom und Gas im Vergleich zum Vorjahr wieder anzogen. Insgesamt 345.649 Kund:innen haben im Jahr 2023 ihren Strom- oder Gaslieferanten gewechselt, die Wechselraten lagen bei Strom bei 3,9 Prozent (nach 2,5 Prozent im Jahr davor) und bei Gas bei 7,9 Prozent (4,0 Prozent im Jahr 2022).

Wie geht es mit den Preisen weiter?

In den ersten Monaten 2024 konnte man auch weiterhin sinkende Preise am Großhandel beobachten. Die Lieferung von Gas für das Jahr 2025 liegt derzeit bei 30-35 EUR/MWh, Strom (Base) bei 75-85 EUR/MWh. Dieses Preisniveau wurde zuletzt im Sommer 2021 verzeichnet. Es ist davon auszugehen, dass dies zu einem weiteren Preisdruck bei Endkundenverträgen führt. Während die Entwicklungen bei den günstigsten Neukundenangeboten durchaus als erfreulich zu bezeichnen sind, zeigen sich Bestandskundenpreise noch träge und bei vielen lokalen Unternehmen hinken auch die Neukundenangebote noch hinterher. Hier sollte es zumindest im zweiten Halbjahr 2024 zu einer umfangreicheren Weitergabe der Preisreduktion kommen, wobei das Vorkrisenniveau preislich noch nicht ganz erreicht wird.

Abbildung 1: Entwicklung der Energiepreise für Haushalte Strom; Quelle: E-Control

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Abb. 2: Entwicklung der Energiepreise für Haushalte Gas; Quelle: E-Control

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Das Interesse an Strom und Gas ist ungebrochen groß…

Die aktuellen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage [1] zeigen, dass sich die heimische Bevölkerung nach wie vor intensiv mit dem Thema Strom und Gas beschäftigt. Dabei hat sich herausgestellt, dass sich rund 70 Prozent der Befragten grundsätzlich mit dem Thema Energie auseinandersetzen.

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Abb. 1: Auseinandersetzung mit dem Thema Strom- und Gaskosten; Quelle Market Institut / E-Control
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Das Bedürfnis der Konsument:innen nach unabhängiger Information und Beratung war  2023 enorm. Unsere Beratungsstelle hatte mehr Anfragen als je zuvor zu bewältigen, nämlich rund 42.700 Anfragen und Beschwerden sowie 2.480 Schlichtungsanträge.

Dass sich die Situation am Strom- und Gasmarkt insgesamt etwas beruhigt hat, sehen wir auch an den Zahlen der Beratungsstelle. So sind bei uns in den ersten beiden Monaten des heurigen Jahres 4.200 Anfragen und Beschwerden sowie 350 Anträge auf Schlichtung eingegangen, das sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger.“ (Jan/Feb 2023: 10.000 Anfragen und Beschwerden, 500 Anträge auf Streitschlichtung)

[1] MARKET Institut, Österreichische Bevölkerung ab 18 Jahre, Sample 1.000, Zeitraum März 2024