Kapazitätsmanagement im österreichischen Entry-Exit Modell
Die Einführung des Entry-Exit Modells in 2013 bedingte, die bestehenden Punkt-zu-Punkt Verträge in Entry-Exit Verträge zu überführen. Dieser Prozess wurde vom Marktgebietsmanager als Koordinierungsstelle der österreichischen Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) mittels eines von E-Control genehmigten Kapazitätsberechnungsmodells durchgeführt. Das Kapazitätsberechnungsmodell wurde vom Vorstand der E-Control gegenüber dem MGM mit befristetem Bescheid bis 31. Dezember 2013 genehmigt. Das Kapazitätsberechnungsmodell hat, auf Basis der von jedem FNB berechneten technischen und in das Kapazitätsmodell eingebrachten Kapazitäten, die Qualität der Kapazitätsprodukte an den maßgeblichen Punkten (siehe Abbildung 2) wiedergegeben. Da sich die Berechnung der Kapazitäten für ein Entry-Exit System auf wesentlich andere mathematische Ansätze stützt als ein Punkt-zu-Punkt System, war es notwendig neben den frei zuordenbaren Kapazitäten (FZK), auch dynamisch zuordenbare Kapazitäten (DZK) einzuführen, um keine bestehende Kapazität zu vernichten. Die DZK ist ein Kapazitätsprodukt mit unterbrechbarem Zugang zum virtuellen Handelspunkt.
Die frei zuordenbaren Kapazitäten (FZK) sind die eigentliche Basis eines Entry-Exit Systems. Mit frei zuordenbaren Kapazitäten verfügt man am Einspeisepunkt über ein Kapazitätsrecht, welches keinem konkreten Transportpfad und somit auch keinem konkreten Ausspeisepunkt zugeordnet ist. Dies stellt die eigentliche Flexibilität und den Mehrwert für Netzbenutzer dar, indem sie somit ihre Kapazitätsnutzung ihren Anforderungen entsprechend steuern und die Kapazitäten auch mit anderen Netzbenutzern handeln können. Auch sind sie mit Kapazitätsrechten dieser Qualität direkt und fest an den virtuellen Handelspunkt im Marktgebiet angebunden. Um ein möglichst hohes Maß an diesen für ein Entry-Exit System notwendigen FZK zu erhalten ist eine enge Kooperation zwischen dem Markgebietsmanager, den Fernleitungsnetzbetreibern und dem Verteilergebietsmanager notwendig.
Die österreichischen Fernleitungsnetzbetreiber NB (GCA, TAG) auktionieren ihre Kapazitätsprodukte über die PRISMA Plattform.
Zudem wird seit 2013 das kurzfristige „use it or lose it“ (UIOLI) angewandt. Der Hintergrund dieser Regelung ist es, die technisch ungenutzten aber gebuchten Kapazitäten wirtschaftlich nutzbar zu machen, indem absehbar ungenutzte Kapazitäten kurzfristig für den nächsten Tag ( als Day-Ahead Produkt) am Markt angeboten werden, so dass sie von anderen Netzbenutzern gebucht und genutzt werden können. Die absehbare Nicht-Nutzung ist dann gegeben, wenn ein Netzbenutzer bei seiner initialen Mengenanmeldung der Kapazitäten für den nächsten Tag die Nutzung seiner Kapazitäten entsprechend (nicht) anmeldet. Je nachdem wie viele Prozent seiner gebuchten Kapazität je Ein- bzw. Ausspeisepunkt der Netzbenutzer anmeldet, kann er diese Nominierung nur innerhalb eines gewissen Rahmens noch anpassen (siehe Abbildung 5). Es gibt allerdings auch einen Schutz für kleine Netzbenutzer um nicht in diese Regelung zu fallen, nämlich kommt diese UIOLI Bestimmung nur dann zur Anwendung, wenn der jeweilige Netzbenutzer mehr als 10 % der ausgewiesenen technischen Kapazität am betroffenen GKP gebucht hat.
Die rechtliche Grundlagen für den Netzzugang sind in der Gas-Marktmodell-Verordnung 2020 – GMMO-VO 2020, 2. Teil enthalten.
UIOLI: Use it or lose it
VHP: virtueller Handlungspunkt
Maßgebliche Punkte im Entry Exit System
Das Entry-Exit-Modell ist ein Abrechnungssystem zur Vergütung von Gastransportleistungen im österreichischen Erdgasnetz. Nach dem Entry-Exit-Modell speist der Gaslieferant an einem beliebigen Punkt Gas in das Netz ein (=Entry). Dafür ist eine Einspeisegebühr zu zahlen. Das Gas kann an einem beliebigen Ort dem Netz entnommen werden (=Exit), wofür wiederum eine Entnahmegebühr zu zahlen ist. Der Transportweg ist in diesem Modell für die Berechnung der Kosten unerheblich.
Ein- und Ausspeisepunkte im Entry Exit System
Maßgebliche Punkte der Gas Connect Austria GmbH
Einspeisepunkte | Ausspeisepunkte |
Arnoldstein | Arnoldstein |
Baumgarten BOG | Baumgarten BOG |
Baumgarten GCA | Baumgarten TAG |
Baumgarten TAG | Mosonmagyaróvár |
Mosonmagyaróvár | Murfeld |
Murfeld | Oberkappel |
Oberkappel | Reintal |
Reintal | Petrzalka |
Überackern ABG | Überackern ABG |
Überackern SUDAL | Überackern SUDAL |
Betreffend der Punkte "Überackern 7fields" sowie "WAG/MAB" ist auszuführen, dass an diesen Punkten einerseits der Speicher 7fields an das Fernleitungsnetz der GCA sowie andererseits die Speicheranlage der slowakischen Speicherunternehmen Pozagas a.s. und Nafta a.s. an das Fernleitungsnetz der GCA im Marktgebiet Ost angebunden werden. Aufgrund der Bestimmung in § 74 Abs. 2 GWG 2011 sind Kapazitäten zu Verbindungsleitungen zu Speicheranlagen ausschließlich von den Speicherunternehmen, die Erdgasspeicher verwalten, zu buchen. Die entsprechenden Transparenzinformationen für diese beiden Punkte, wie für die genehmigten maßgeblichen Punkte, werden auf der Online-Plattform des Marktgebietsmanagers veröffentlicht