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Großhandelsmärkte: Vorläufige Konsolidierung bei Strom und Gas auf hohem Niveau
Großhandelspreise Strom
Der Einmarsch russischer Truppen am 24 Februar 2022 hatte auch kostenseitige Anpassungen im Stromgroßhandel zur Folge. Die ausgelösten Gaspreisanstiege wurden mit kurzer zeitlicher Verzögerung auf den Strommarkt überwälzt, da zum damaligen Zeitpunkt zumeist die Verstromung aus Gaskraftwerken als preissetzende Referenztechnologie im österreichischen Marktgebiet fungierte. Im Zuge dessen kam es zu erheblichen Preisspitzen – der maximale stündliche Spotmarktpreis im Day-Ahead-Markt kletterte am 9. März 2022 auf über 600 Euro/MWh. Auch der Durchschnittswert von 283 Euro/MWh im März entsprach einem außergewöhnlich hohen Niveau. Durch die preisliche Stabilisierung im Gasmarkt bei gleichzeitiger Zunahme der erneuerbaren Stromerzeugung in Österreich wurde die ansteigende Preisdynamik zuletzt durchbrochen. Folglich kam es auch zu Preisreduktionen im Stromgroßhandel. Im April erreichte der Day-Ahead-Preis durchschnittlich 186 Euro/MWh (-34% im Vergleich zum Vormonat). Trotz dieses Rückgangs weisen die Preise im Stromgroßhandel im Vergleich zu den Vorjahren weiterhin eine deutliche Erhöhung auf.
Anhand der Kontrakte auf den Terminmärkten ist von anhaltend hohen Stromgroßhandelspreisen auszugehen. Für den Base-Terminkontrakt für Stromlieferungen in Österreich für das Gesamtjahr 2023 werden bereits über 200 Euro/MWh veranschlagt. Von einer raschen Normalisierung des Marktumfelds wird von den Marktakteuren derzeit nicht ausgegangen.
In den folgenden Grafiken werden jeweils die relevanten österreichischen Börsenpreise für Strom und Gas in aggregierter Form dargestellt [1] .
Abb. 1: Großhandelspreise Strom; Quellen: Day-Ahead Marktkopplungsauktion (EPEX Spot, EXAA, NordPool), Phelix-Futures (EEX); eigene Berechnung
Großhandelspreise Gas
Aufgrund der bestehenden Abhängigkeit der europäischen Gasversorgung von Importen aus unterschiedlichen Teilen der Welt, sind die österreichischen Großhandelspreise für Gas im besonderen Maße von externen Faktoren und geopolitischen Geschehnissen abhängig. Aufgrund der Rolle Russlands als wesentlicher Gasexporteur und der Funktion der Ukraine als Gastransitland hatten die Ereignisse im Rahmen des Ukraine-Konflikts direkten Einfluss auf die Preisentwicklung. Die immer wieder aufkeimende Ungewissheit über die Verfügbarkeit von Gaslieferungen hatte erhebliche Preisschwankungen zur Folge. Das bereits vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts hohe Preisniveau von etwa 80 Euro/MWh erhöhte sich im März 2022 auf 128 Euro/MWh (+60%). An einzelnen Handelstagen kam es sogar zu Lieferkontrakten von über 250 Euro/MWh. Das Ende der Heizperiode sowie die bisher uneingeschränkten Importflüsse nach Österreich haben schließlich zur Stabilisierung im Gasgroßhandel beigetragen. Das derzeitige Preisniveau von etwa 100 Euro/MWh ist jedoch im langjährigen wie saisonalen Vergleich als außergewöhnlich hoch einzustufen.
Analog zum Stromgroßhandel wird auch im Terminhandel für Gas derzeit nicht von einer schnellen Entspannung des Ukraine-Konflikts ausgegangen. Die Terminpreise für das Gesamtjahr 2023 sind in den letzten Monaten kontinuierlich angestiegen und rangieren nun bei über 80 Euro/MWh.
Abb. 2: Großhandelspreise Gas; Quellen: Spot Index CEGHIX (CEGH VTP), Gas-Futures (EEX); eigene Berechnung
Weitere Informationen zu den Großhandelspreisen finden sich auch auf unserer Website unter:
https://www.e-control.at/industrie/strom/strompreis/grosshandelspreise
https://www.e-control.at/industrie/gas/gaspreis/grosshandelspreise
[1] Im Bereich der Day-Ahead-Spotmarktpreise wurden Monatsmittelwerte errechnet. Jeder dargestellte Balken entspricht dem Durchschnittspreis von Strom- oder Gaslieferungen im jeweiligen Monat. In der monatlichen Aufbereitung lassen sich die typischen Saisonmuster nachvollziehen, zur besseren zeitlichen Vergleichbarkeit wurden darüber hinaus aber auch die Jahresmittelwerte der Spotmarktpreise dargestellt (durchgezogene Linien). Anhand der gepunkteten Linien sind schließlich die mittleren Terminmarktabschlüsse im jeweiligen Monat für Lieferungen im Folgejahr (Year-Ahead) ersichtlich. Liegen diese Terminmarktpreise dauerhaft über den Spotmarktpreisen, so wird im Großhandel davon ausgegangen, dass es im nächsten Jahr zu höheren Preisen kommt.