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Großhandelsmärkte: Neue Rekordpreise bei Gas und Strom aufgrund der Ukraine-Krise
Großhandelspreise Strom
In den Wintermonaten 2021 stieg das Großhandelsstromniveau stetig an. Ausgehend von saisonal ausgewöhnlichen Preisen in den Sommer- und Herbstmonaten, stieg der mittlere Day-Ahead-Preis der Marktkopplungsauktion von 206 Euro/MWh im November weiter auf den Wert von 250 Euro/MWh im Dezember. Diese Entwicklung war weiterhin von den Preisanstiegen im Gasmarkt, aber auch dem europäischen Markt für CO2-Zertifikate geprägt. Beide genannten Faktoren waren für die Preisbildung bedeutend, da Stromerzeugung aus Gaskraftwerken in den Wintermonaten als preissetzende Referenztechnologie im österreichischen Liefergebiet fungiert. Dieser Zustand entwickelt anhand des Opportunitätskostenprinzips auch Rückwirkung auf die kalkulierten Wasserwerte der Speicherkraftwerke, welche eine entscheidende Determinante zur Vermarktung der Speicherinhalte darstellt.
Seit Jahresbeginn 2022 zeigten sich zunächst gewisse Abwärtstendenzen. Im Vergleich zu den Preisen im Dezember kam es im Jänner zu einem mittleren Day-Ahead-Preis von 189 Euro/MWh (-24% im Vergleich zum Vormonat). Im Februar ergab sich ein weiterer Rückgang auf 168 Euro/MWh. Auch dieser abschwingende Trend war direkt auf die gleichlaufende Entwicklung der Gaspreise zurückzuführen. Zusätzlich wirkten auch vorteilhafte Temperaturentwicklungen und die höhere Verfügbarkeit erneuerbarer Energiequellen (vor allem Wind) preismildernd. Diese Tendenzen endeten mit dem Beginn der Militäroffensive Russlands in der Ukraine, welche sofortige Rückwirkung auf die Gaspreise hatte. Mit kurzer Verzögerung wirkte sich die daraus resultierende Gaspreiserhöhung auch auf den Stromgroßhandel aus. Anhand der bisher verfügbaren Daten im März ergibt sich ein mittlerer Day-Ahead-Preis von 341 Euro/MWh (+103% im Vergleich zum Vormonat).
Auf den Terminmärkten haben sich seit Jahresbeginn unterschiedliche Entwicklungen etabliert. Anhand der vorläufigen Entspannung auf dem Gasmarkt und der gestiegenen Verfügbarkeit erneuerbarer Erzeugung kam es im Jänner zu rückläufigen Abschlüssen für den Base-Terminkontrakt für Stromlieferungen in Österreich für das Gesamtjahr 2023. Der erneute Anstieg im Februar wurde durch die Eskalation im Ukraine-Konflikt natürlich ebenfalls weiter verschärft. Aktuell wird Base-Kontrakt 2023 bei 175 Euro/MWh gehandelt.
In den folgenden Grafiken werden jeweils die relevanten österreichischen Börsenpreise für Strom und Gas in aggregierter Form dargestellt [1].
Abb. 1: Großhandelspreise Strom; Quellen: Day-Ahead Marktkopplungsauktion (EPEX Spot, EXAA, NordPool), Phelix-Futures (EEX); eigene Berechnung
Großhandelspreise Gas
Aufgrund der bestehenden Abhängigkeit der europäischen Gasversorgung von Importen aus unterschiedlichen Teilen der Welt, sind auch die österreichischen Großhandelspreise für Gas von externen Faktoren und geopolitischen Geschehnissen abhängig. Dementgegen verfügt Österreich allerdings auch über erhebliche Speicherkapazitäten, welche die Nachfragedeckung über längere Zeiträume ermöglichen. In diesem Marktumfeld spielen sowohl Import- als auch Exportmöglichkeiten und strategische Speicherbewirtschaftung eine tragende Rolle für die Preisbildung. Natürlich ist der Gasmarkt als Wärmemarkt zudem stark von Temperaturentwicklungen beeinflusst. Und nicht zuletzt besteht auch ein preislicher Zusammenhang zum Stromgroßhandel aufgrund des Einsatzes von Gaskraftwerken zur Deckung der Stromnachfrage.
Die seit Mitte des Jahres 2021 andauernde Preisrallye im Gasmarkt verstärkte sich in den Wintermonaten weiter. Diese Entwicklung war von einer dauerhaft knappen Angebotssituation geprägt. Der durchschnittliche Day-Ahead-Preis auf dem österreichischen Gashub CEGH VTP im Jahr 2021 betrug schlussendlich 47 Euro/MWh (+368% im Vergleich zum Vorjahr), wobei der mittlere Preis von 116 Euro/MWh im Dezember das Jahresmaximum markierte. Dieses hohe Preisniveau machte Europa als Zielort für Flüssiggaslieferungen (LNG) attraktiver und es kam zu deutlichen Steigerungen bei LNG-Lieferungen. Die vorteilhaften Temperaturen im Jänner und Februar wirkten kurzfristig preismindernd. Dementgegen haben die Ereignisse im Rahmen des Ukraine-Kriegs aber bereits zu äußerst starken Preisbewegungen geführt. Im März 2022 kam es so zu einem bisherigen Rekordniveau von 168 Euro/MWh. An einzelnen Tagen stiegen die Preise sogar auf über 250 Euro/MWh. Die weiteren Ergebnisse am Gasmarkt stehen in einem direkten Zusammenhang mit den Entwicklungen im Ukraine-Konflikt und wirken aktuell kaum prognostizierbar.
Abb. 2: Großhandelspreise Gas; Quellen: Spot Index CEGHIX (CEGH VTP), Gas-Futures (EEX); eigene Berechnung
Weitere Informationen zu den Großhandelspreisen finden sich auch auf unserer Website unter:
https://www.e-control.at/industrie/strom/strompreis/grosshandelspreise
https://www.e-control.at/industrie/gas/gaspreis/grosshandelspreise
1] Im Bereich der Day-Ahead-Spotmarktpreise wurden Monatsmittelwerte errechnet. Jeder dargestellte Balken entspricht dem Durchschnittspreis von Strom- oder Gaslieferungen im jeweiligen Monat. In der monatlichen Aufbereitung lassen sich die typischen Saisonmuster nachvollziehen, zur besseren zeitlichen Vergleichbarkeit wurden darüber hinaus aber auch die Jahresmittelwerte der Spotmarktpreise dargestellt (durchgezogene Linien). Anhand der gepunkteten Linien sind schließlich die mittleren Terminmarktabschlüsse im jeweiligen Monat für Lieferungen im Folgejahr (Year-Ahead) ersichtlich. Liegen diese Terminmarktpreise dauerhaft über den Spotmarktpreisen, so wird im Großhandel davon ausgegangen, dass es im nächsten Jahr zu höheren Preisen kommt.