Zurück Strompreise: Quo vadis?
Trotz des Ukraine-Krieges waren die Gasflüsse nach Österreich zunächst stabil, seit dem Ende der Heizperiode konnten so auch erhebliche Fortschritte im Befüllen der Speicher erzielt werden. Mittlerweile kam es zu mehreren Versorgungsunterbrechungen bzw. -reduktionen im Bereich der Lieferinfrastruktur zwischen Russland und der Europäischen Union, welche auch für Österreich im unterschiedlichen Ausmaß relevant waren. Zuletzt kam es im Zuge der Wartungsarbeiten der besonders wichtigen Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 zu erheblichen Preisaufschlägen im Spotmarkt des Gasgroßhandels auf ein Niveau von über 180 EUR/MWh. Die Furcht, dass diese Wartung zum Anlass genommen werden würde, um die Gaslieferungen nach Norddeutschland gänzlich zu unterbrechen, war hierfür entscheidend. Die Wartung wurde zunächst planmäßig beendet und die russischen Lieferungen erfolgen nun wieder, allerdings auf eingeschränktem Niveau. Die Ankündigung Russlands die Kapazität von Nord Stream 1 nur mehr zu etwa 20% zu nutzen, führte zu erheblichen Preisausschlägen bis über 220 EUR/MWh auf den europäischen Gasgroßhandelsmärkten.
Diese Entwicklungen belebten die Diskussion über etwaige Änderungen des Marktdesigns mit dem Ziel, Strompreise zu senken, die durch den Einsatz von Gasverstromung zur Nachfragedeckung ebenfalls stark gestiegen sind. Die Preisanstiege im Gasbereich haben zuletzt zu einem Stromgroßhandelspreis von über 450 EUR/MWh geführt. Eine Preisdeckelung für Gas zur Stromerzeugung würde den Strompreis jedoch nicht so stark senken, wie allgemein erhofft. Eine Preisregulierung nach spanisch-portugiesischem Vorbild würde einerseits dazu führen, dass deutlich mehr vom knappen Gas zur Stromversorgung eingesetzt werden würde und der Preis trotzdem nur um 40-50 EUR/MWh reduziert werden könnte, weil dann die ebenfalls teuren Steinkohlekraftwerke als preissetzende Kraftwerke zum Einsatz kämen. Wenn man wirklich günstige Preise wollte, müsste man auch die Steinkohlekraftwerke subventionieren. Dann müsste man jedoch sehr große Mengen an Gas und Steinkohle subventionieren.
Eine Prognose auf Basis der Erwartungen der Händler zeigt, dass es selbst für das Jahr 2024 noch relativ hohe Preise geben wird. Die Kohle- und CO2-Preise werden wahrscheinlich auf hohem Niveau verharren und Strompreise unter 10 Cent/KWh sind in den nächsten Jahren relativ unwahrscheinlich. Das bedeutet erstens, dass Förderungen für erneuerbare Technologien eher ein Auslaufmodell sind, weil sich die meisten Technologien rechnen und zweitens, dass der Umstieg auf elektrische Energie ein teures Geschäft ist, weil sich Investitionsprojekte erst später amortisieren.
Unter diesen Bedingungen müssen sich die Haushalte bei Strom auf wesentliche Kostensteigerungen Anfang nächsten Jahres einstellen. Derzeit liegt ein Durchschnittshaushalt bei Kosten zwischen 300 und 500 Euro pro Jahr für die reine Energierechnung. Wenn man sich jedoch die Großhandelspreise für die Zukunft ansieht, wird man eher mit 1.100 Euro pro Jahr für Strom rechnen müssen.
Für den Wettbewerb bedeutet das, dass die jetzt einkaufenden Unternehmen zu relativ hohen Kosten beschaffen müssen. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Einkaufspreise wieder sinken, besteht jedoch auch wieder die Chance, dass günstigere Alternativen angeboten werden.