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20 Jahre Strom- und Gasmarktliberalisierung: Vorteile für Kundinnen und Kunden

Für die heimischen Kundinnen und Kunden hat die Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte eine Fülle an Vorteilen gebracht. Natürlich sind finanzielle Vorteile, wie Einsparungen bei den Netzentgelten oder bei den Strom- und Gaspreisen im Vordergrund, es gibt aber noch andere erfreuliche Effekte.

Zusammen mehr als 28 Milliarden Euro Ersparnis im Energiebereich

Eine Studie der Österreichischen Energieagentur in unserem Auftrag hat die energie- und volkswirtschaftlichen Effekte der Liberalisierung evaluiert. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Demnach ersparten sich die österreichischen Haushalte durch die Strommarktliberalisierung durchschnittlich 305 Millionen Euro pro Jahr, die Nicht-Haushalte sogar 347 Millionen Euro pro Jahr.[1] Kumuliert bedeutet das eine Ersparnis von über 13 Milliarden Euro seit Beginn der Liberalisierung. Würde man hier noch die Effekte der deutschen Energiewende auf die Großhandelsmärkte dazurechnen, hätten wir noch zusätzliche positive Auswirkungen. Im Gasbereich setzten die Liberalisierungseffekte zwar zeitverzögert ein, jedoch konnten sich die Haushalte hier auch rund 149 Millionen Euro pro Jahr ersparen, die Nicht-Haushalte sogar rund 630 Millionen Euro pro Jahr. Kumuliert sprechen wir hier von noch einmal 15 Milliarden Euro an Ersparnis. Hätte es also die Strom- und Gasmarktliberalisierung nicht gegeben, wären die Strompreise für Haushalte um 13 Prozent, jene für Nicht-Haushalte um 10 Prozent höher. Im Gasbereich müssten die Haushalte ebenfalls um 13 Prozent mehr bezahlen, die Nicht-Haushalte sogar um 30 Prozent mehr.

Regulierung hat zu Effizienz geführt

Eine unserer Hauptaufgaben war und ist es, die Strom- und Gasnetze zu regulieren. Sowohl für die Strom- als auch die Gasnetze gilt, dass wir die angemessenen Kosten der heimischen Netzbetreiber feststellt und durch Schaffung eines marktähnlichen Zustandes – obwohl Monopolbereich – die Effizienzen bei den Netzbetreibern gesteigert haben. Das wiederum kommt den Netzkundinnen und -kunden zugute, die angemessene Preise für die Nutzung des Netzes bezahlen. Und da haben wir viel erreicht. Insbesondere zu Beginn der Liberalisierung waren hohe Tarifsenkungen möglich, die dann durch die Anreizregulierung verstetigt wurden. Alleine in den ersten drei Jahren ist es zu Kostensenkungen von mehr als 500 Millionen Euro gekommen. 

Anzahl der Angebote stark gestiegen

Wir sind davon überzeugt, dass sich die Kunden- und Serviceorientierung bei den Strom- und Gasunternehmen in den letzten 20 Jahren deutlich erhöht hat. Besonders vorteilhaft ist aber, dass die Anzahl der Angebote, aus denen die Konsumentinnen und Konsumenten wählen können, drastisch angestiegen ist. So konnte im Jahr 2020 ein österreichischer Haushalt zwischen 58 österreichweiten Strom- und 31 Gasanbietern wählen. In Summe sind es bei Strom mehr als 150 und bei Gas 50 Gasversorger. 

Abb.: Anbieter Haushalte 2003-2020; Quelle: E-Control

Abb.: Anbieter Haushalte 2003-2020; Quelle: E-Control vergrößern

Und auch die Anzahl der Produkte, zwischen denen sich die Konsumentinnen und Konsumenten entscheiden können, ist stark gestiegen. Diese liegen mittlerweile in Summe bei 3.500. Die Produktvielfalt ist inzwischen wirklich enorm. Und unser Tarifkalkulator hilft den Kundinnen und Kunden, hier gut den Überblick zu behalten. Jährlich verzeichnen wir hier ca. eine halbe Million Abfragen. Im ersten Halbjahr kommenden Jahres wird der Tarifkalkulator um die sogenannten dynamischen Tarife erweitert. Davon erwarten wir uns einen neuerlichen Schub für den Wettbewerb. 

Wechselraten noch ausbaufähig

Bis Ende 2020 wechselten insgesamt mehr als 1,8 Millionen Haushalte ihren Stromlieferanten, was einem Anteil von 40 Prozent entspricht. Bei den Nicht-Haushalten liegt die kumulierte Wechselrate ebenfalls bei 48 Prozent. Darin enthalten sind auch die Mehrfachwechsler. Diese Zahlen klingen zwar durchaus gut, aber 79 Prozent der Kundinnen und Kunden werden nach wie vor vom lokalen Lieferanten mit Strom beliefert. Wir sehen hier schon noch ein großes Potenzial an möglichen Wechslern. Die höchste Wechselrate wurde im Strombereich im Jahr 2017 verzeichnet, als sich 4,3 Prozent der Haushalte einen anderen Lieferanten suchten. 

Ihren Gaslieferanten wechselten bis Ende 2020 knapp 600.000 Haushalte, was einem Anteil von fast 50 Prozent entspricht. Bei den Nicht-Haushalten liegt die kumulierte Wechselrate bei 60 Prozent. Inkludiert sind hier ebenfalls die Mehrfachwechsler. Im Gasbereich haben wir ein ähnliches Bild wie beim Strom. Auch hier sind 76 Prozent der Kundinnen und Kunden nach wie vor oder wieder bei ihrem lokalen Versorger. Die höchste Wechselrate konnten wir dabei im Jahr 2018 beobachten, als diese bei 6,3 Prozent lag. 

Haushaltspreise lagen in den letzten 20 Jahren im europäischen Durchschnitt

Vergleicht man die heimischen Strompreise für Haushalte mit jenen in anderen europäischen Ländern, so sieht man, dass Österreich in den letzten 20 Jahren – inklusive Steuern und Abgaben betrachtet – ziemlich im Durchschnitt gelegen ist. Die niedrigsten Preise wurden seit 2004 in Bulgarien gezahlt, Dänemark und Deutschland zählten zu den teuersten Ländern. 
Aber nicht nur im Strombereich, sondern auch bei Gas lagen wir seit 2018 bei den Haushaltspreisen im EU-Durchschnitt – im Gegensatz zu Anfang der 2010er Jahre, wo es um bis zu 25 Prozent höhere Preise gab. Erfreulich ist, dass wir bei den Haushaltspreisen im EU-Vergleich in den letzten Jahren unter den zehn günstigsten Staaten lagen. Das teuerste Land war – mit einer Ausnahme – in den letzten zehn Jahren Schweden. 

[1] Quelle: Austrian Energy Agency. Studie zu „Volkswirtschaftliche Effekte der Energiemarktliberalisierung“, September 2021