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Energiearmut: Studie zu Energiearmut zeigt Facetten erstmalig in Zahlen auf
Nicht zuletzt durch die Corona-Krise hat das Thema Leistbarkeit von Energie abermals an Dringlichkeit zugenommen. Eine von uns beauftragte, neue Studie der Statistik Austria greift die aktuelle Diskussion rund um ein breiteres Verständnis von Energiearmut auf.
Die Ausgangslage
Die E-Control hat im Jahr 2012 eine Definition zur Energiearmut entwickelt, wonach Haushalte als energiearm verstanden werden, die über ein Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle verfügen, aber überdurchschnittlich hohe Energieausgaben im Haushalt tätigen müssen. Nach dieser Definition sind circa 3 Prozent der österreichischen Bevölkerung als energiearm zu betrachten (vgl. Statistik Austria 2019).
Erweiterung bei der Betrachtung von Energiearmut
Nun geht eine neue Studie der Statistik Austria einen Schritt weiter. Die von uns beauftragte Analyse bietet neben einer Gegenüberstellung von Einkommen und Energieausgaben nun auch Auswertungen von Haushalten, die es sich nach eigenen Angaben finanziell nicht leisten können, die Wohnung angemessen zu beheizen.
Nach der Studie sind rund 115.500 Haushalte, oder 3 Prozent, energiearm, weil sie ein Haushaltseinkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle (15.147 Euro im Jahr 2019) haben sowie überdurchschnittlich hohe Energieausgaben (1.720 Euro oder mehr) tätigen müssen. Nach der subjektiven Erfassung der Nicht-Leistbarkeit der angemessen beheizten Wohnung sind 2,4 Prozent, oder 94.000 Haushalte, von Energiearmut betroffen.
Die Studie zeigt aber auch, dass beide Ausprägungen der Energiearmut in den gleichen Bevölkerungsgruppen jeweils überdurchschnittlich oft anzutreffen sind. Dies trifft insbesondere für Haushalte mit geringerer Bildung zu. Darüber hinaus sind aber auch Ein-Personen Haushalte, Haushalte in Mehrparteienhäusern, in kleineren Wohnungen, in Miete und in älteren Gebäuden jeweils stärker betroffen als die Gesamtbevölkerung (vgl. Abb.).
Abb. 1: Energiearmut in Österreich. Betroffenheit in der Gesamtbevölkerung sowie ausgesuchten Bevölkerungsgruppen; Quelle: Statistik Austria 2021.
Energiearm ist nicht gleich energiearm
Noch interessanter erweist sich allerdings die Betrachtung dieser Haushalte nach energieverbrauchsrelevanten Merkmalen. Hier gibt es wahrnehmbare Unterschiede zwischen den beiden Gruppen bei der Gebäudegröße, wo ein deutlich höherer Prozentsatz der energiearmen Haushalte, die sich nicht genügend Energie leisten können (81 Prozent), in Mehrparteienhäusern wohnt als in der anderen Gruppe von energiearmen Haushalten nach Einkommen/Energieausgaben (55 Prozent). Bei der Nutzfläche gibt es Ähnliches zu beobachten.
Am deutlichsten weisen die Ergebnisse aber darauf hin, dass das Rechtsverhältnis an der Wohnung (Eigentum oder Miete) besonders entscheidend dafür sein könnte, welche Facette von Energiearmut die Folge ist. Es zeigt sich, dass circa 42 Prozent der energiearmen Haushalte mit geringem Einkommen und hohen Energieausgaben in Eigentumswohnungen oder -häusern wohnen, während dies nur 14 Prozent der energiearmen Haushalte tun, die es sich nicht leisten können, die Wohnung angemessen zu beheizen. Einen geringeren Einfluss auf die spezifische Ausprägung von Energiearmut scheint hingegen das Gebäudealter zu haben. Beide Gruppen wohnen in etwa zu gleichen Anteilen in Gebäuden, die bis 1960 errichtet worden sind.
Energiearmut weiterdenken und bekämpfen
Die wichtigste Schlussfolgerung aus der Studie ist, dass Haushalte in unterschiedlichen Wohnsituationen und mit geringem Einkommen unterschiedlich auf einen hohen Energiebedarf reagieren und damit verschiedene Wege der Energiearmut beschreiten könnten. Das bedeutet, dass es neben einer breiten Definition, die diese und weitere Facetten der Energiearmut eingehend berücksichtigt, eben auch mehrere Indikatoren und dementsprechend unterschiedliche Maßnahmen braucht, um Energiearmut erfolgreich zu bekämpfen.
Wir werden auch künftig das dafür notwendige Augenmerk auf Energiearmut und die Leistbarkeit von Energie legen. Sinnvolle Maßnahmen gegen Energiearmut müssen an den unterschiedlichen Ursachen von Energiearmut anknüpfen und verhindern, dass betroffene Haushalte von der Energiewende ausgeschlossen oder sogar dadurch weiter „abgehängt“ werden.