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Tauziehen um den deutsch-österreichischen Strommarkt
Seit 15 Jahren haben Deutschland und Österreich einen gemeinsamen Strommarkt und damit einen einheitlichen Strompreis. Nun droht die Auflösung der Strompreiszone. Seinen Ursprung hat das Problem um die Strompreiszone im nicht ausreichend gut ausgebauten Stromnetz in Deutschland. Es zeig sich nämlich, dass die großen Mengen an Strom, die im Norden, z.B. von Windparks in der Nordsee, produziert werden, aufgrund mangelnder starker Stromleitungen, nicht in den Süden des Landes gelangen können. Dort wird der Strom jedoch von der Industrie dringend benötigt. Um dorthin zu kommen, macht der Strom einen Umweg über Polen und Tschechien. Damit belastet der norddeutsche Strom, der in Bayern, zum Teil aber auch in Österreich verbraucht wird, die polnischen und tschechischen Stromnetze enorm. Die beiden Länder setzten sich, ebenso wie Deutschland, daher für eine Beendigung des deutsch-österreichischen Strommarkts ein.
Was bedeutet eine Splittung des gemeinsamen Strommarktes?
Mit einer Trennung des Marktes würden an der Börse unterschiedliche Großhandelspreise für Strom zustande kommen: ein Preis in Deutschland und einer in Österreich. Die deutsche Bundesnetzagentur hofft, dass durch dann höhere Großhandelspreise für Österreich, dort die Nachfrage zu Spitzenzeiten sinkt und so Engpässe im Stromnetz reduziert werden. Die europäische Regulierungsagentur ACER hat am 17. November die Entscheidung, in der eine Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone befürwortet wird, veröffentlicht.
Wie sieht die E-Control den Fall?
Wir bewerten die Entscheidung als sachlich falsch. Es gibt keinen strukturellen Engpass an der deutsch-österreichischen Grenze, der Engpass liegt innerhalb Deutschlands. Den Handel zwischen Deutschland und Österreich zu beschränken, ändert an den innerdeutschen Engpässen nichts. Die einzige langfristige Lösungsmöglichkeit ist aus unserer Sich, dass Deutschland seine Stromnetze von Nord nach Süd stärker ausbaut. Die nun veröffentlichte Entscheidung von ACER werden wir beim Beschwerdeausschuss der Agentur anfechten.
Abb. 1: deutsch-österreichischer Strommarkt
Wie geht es jetzt weiter?
Trotz der Entscheidung von ACER kommt es nicht sofort zu Änderungen beim gemeinsamen Strommarkt mit Deutschland. Als nächstes müssen die Übertragungsnetzbetreiber eine Methode für die Berechnung der grenzüberschreitenden Kapazität ausarbeiten. Dafür haben sie zehn Monate Zeit, der Vorschlag ist dann von den Regulierungsbehörden der jeweiligen Region zu genehmigen. Zudem ist nicht nur die E-Control, sondern es sind auch verschiedene Österreichische Marktteilnehmer weiter mit den deutschen Partnern im Gespräch. Der gemeinsame deutsch-österreichische Strommarkt ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Integration von Energiemärkten in der EU. Eine Aufteilung widerspräche dem Ziel eines stärker integrierten EU-Energiebinnenmarktes.
Wie hoch werden die Strompreise für Haushalte durch die Trennung steigen?
In welchem Umfang die Preise steigen, hängt davon ab, nach welchen Methoden die Übertragungskapazitäten berechnet werden, also wie viel Strom noch gehandelt werden kann. Die „Grenzbalken“ an der deutsch-österreichischen Stromgrenze werden nicht völlig geschlossen, es wird auch in Zukunft weiter Strom gehandelt werden. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass die Grenze möglichst durchlässig bleibt und so viel Strom wie möglich gehandelt werden kann.
Was genau bedeutet ein höherer Stromgroßhandelspreis für die Konsumenten?
Stromlieferanten, die ihren Strom an der Börse einkaufen, müssen für Strom zukünftig mehr bezahlen, weil der Großhandelspreis steigt. Diese höheren Kosten werden die Lieferanten an die Konsumenten weitergeben.
Der gelieferte Strom, den ein Konsument von seinem Stromlieferanten bezieht, macht etwa ein Drittel der gesamten Stromrechnung aus. Der Rest entfällt auf Netzkosten sowie Steuern und Abgaben.