Zurück Großhandelsmärkte: Ausblick auf den Winter
Auf den Großhandelsmärkten für Strom und Gas herrscht aktuell eine Mischung unterschiedlicher Effekte und Stimmungen. Die marktlichen Fundamentaldaten zeichnen ein beruhigendes Bild für den kommenden Winter. Angebotsseitig ermöglichen äußerst hohe Speicherstände und weiterhin stabile Gasimporte nach Europa die notwendige Flexibilität für den Gas- und Strommarkt. Nachfrageseitig wirken milde Temperaturen und schwache Konjunkturdaten preisdämpfend. Demgegenüber stehen jedoch neue Unsicherheiten. Die Meldung eines plötzlich aufgetretenen Gaslecks an der Offshore-Pipeline „Baltic Connector“ nährte die Angst vor potenziellen Sabotageakten an der Gasinfrastruktur vor Beginn der Heizperiode.
Weiters führten die jüngsten Entwicklungen in Israel und die Möglichkeit einer weiteren Eskalation des Nahost-Konflikts zu Korrekturen auf den Brennstoffmärkten. Die Spotmarktpreise auf dem österreichischen Gashub CEGH VTP stiegen kurzfristig auf über 50 EUR/MWh, waren zuletzt aber wieder rückläufig. Auffallend ist in diesem Zusammenhang auch, dass Spotmarktentwicklungen in der aktuellen Lage auch direkte Auswirkungen auf den Terminmärkten entfalten. Diese Situation im Gashandel ist auch für den Strommarkt relevant, da die Großhandelspreise für Gas und Strom in den Wintermonaten besonders stark korrelieren.
Im Spothandel lagen die durchschnittlichen Day-Ahead-Preise im Oktober bisher bei 40 EUR/MWh für Gas bzw. 101 EUR/MWh für Strom. Der Blick auf die Ergebnisse des Terminhandels ermöglicht eine Einschätzung über die erwarteten Preise im bevorstehenden Winter. Die Abschlüsse des Monatsfutures für November 2023 (Base) zeigen einen Anstieg auf 51 EUR/MWh für Gas bzw. 126 EUR/MWh für Strom. Für die Folgemonate hat sich im terminlichen Gashandel ein Preisniveau bei etwa 55 EUR/MWh etabliert. Bei den börslichen Phelix-Stromfutures wird im Verlauf des Winters von einem Preisniveau von bis zu 150 EUR/MWh (Base) ausgegangen. Trotz dieser hohen Niveaus und der bereits genannten Unsicherheiten liegen diese erwarteten Preise deutlich unter den tatsächlich realisierten Preisen des letzten Winters (siehe Abb.).