Zurück Großhandel: Preisaufschläge bei Gas, neue Marktlage bei Strom
Obwohl der Gasverbrauch während der Sommermonate gering ist und die europäischen Speicher Ende August mit einem Füllstand von über 90% bereits gut gefüllt sind, kam es in den letzten Wochen zu deutlichen Preisaufschlägen im Gasgroßhandel. Als Preistreiber sind hierbei wiederum geopolitische Spannungen und deren ungewisse Auswirkungen auf das Brennstoffangebot zu nennen – die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten und im Ukraine-Krieg waren hierfür wesentliche Treiber. Etwaige Risiken werden aktuell von den Händlern eingepreist, obwohl es bisher keine direkten Auswirkungen auf die Versorgunglage gab. Ein weiterer Faktor, der die europäischen Gasgroßhandelspreise im Sommer beeinflusste, waren Einschränkungen der LNG-Verfügbarkeit in den USA durch Wartungsarbeiten und schlechte Wetterbedingungen sowie die hohe Nachfrage nach LNG am asiatischen Markt, um die dortige Kühlnachfrage zu decken. In diesem aufgeladenen Marktumfeld stieg der Day-Ahead-Gaspreis im Spothandel des österreichischen Gashubs CEGH von zwischenzeitlich knapp 33 EUR/MWh auf bis zu 42 EUR/MWh im August (siehe Abb.). Analoge Preisentwicklungen zeigten auch die Future-Märkte – das Winterprodukt 2024 bzw. der Jahreskontrakt 2025 rangierten Ende August bei etwa 43 EUR/MWh.
Eine erhöhte Stromnachfrage in Südeuropa durch hohe Temperaturen und ausgedehnte Trockenphasen im Spätsommer führten zu einer neuen Marktlage im österreichischen Stromgroßhandel. Im August reduzierte sich die österreichische Wasserkrafterzeugung merklich. Die Entwicklungen auf dem Gasmarkt hatten folglich stärkere Auswirkungen auf die Preisbildung im Strommarkt. Die täglichen Day-Ahead-Preise sind je nach Erzeugungs- bzw. Verbrauchslage starken Schwankungen unterworfen. Das durchschnittliche Strompreisniveau stieg jedoch im Day-Ahead-Markt von 63,4 EUR/MWh im Juli auf 85,1 EUR/MWh im August und entspricht somit dem höchsten bisherigen Spotpreisniveau im Jahr 2024. Im Zuge dessen waren Stromlieferungen in das österreichische Marktgebiet erstmals seit Februar 2024 wieder durchschnittlich teurer als jene in das deutsche Marktgebiet (Vergleichswert von durchschnittlich 82,1 EUR/MWh im August). Neben diesen Ergebnissen im Spothandel führte die Antizipation höherer Gaspreise in den letzten Wochen auch zu erheblichen Korrekturen der Terminmarktabschlüsse für den kommenden Winter. Die börslichen Settlementpreise der Base-Kontrakte für Stromlieferungen im vierten Quartal 2024 stiegen im August auf bis zu 109 EUR/MWh. Die weitere Entwicklung auf dem Gasmarkt wird darüber entscheiden, ob diese Preisrallye bestehen bleiben wird. Aktuell zeigen sich allerdings gewisse Tendenzen preislicher Entspannung.