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Großhandelsmärkte: Weitere Preissteigerungen bei Strom, kurzfristige Konsolidierung auf äußerst hohem Niveau bei Gas

Großhandelspreise Strom 

Die Preisanstiege im Jahr 2021 bei Strom sind sowohl auf angebots- als auch nachfrageseitige Faktoren zurückzuführen. Die mittleren Spotmarktpreise im Day-Ahead-Markt erreichten im November bereits ein Niveau von über 200 Euro/MWh, auf Basis der ersten Dezember-Ergebnisse (bis 10.12.2021) kann von weiteren Preissteigerungen auf 240 Euro/MWh ausgegangen werden. Derart hohe Preisniveaus stellen ein Novum im österreichischen Stromgroßhandel dar und wurden in diesem Ausmaß auch nicht von den Marktakteuren erwartet - die Terminmarktprodukte zur Absicherung von Strompreisen im Jahr 2021 wurden im letzten Jahr bei etwa 40 Euro/MWh abgeschlossen (börslicher Base-Jahresfuture 2021), die tatsächlich realisierten Spotmarktpreise in diesem Jahr erreichten bisher aber einen Wert von knapp 100 Euro/MWh (entspricht einer Verdreifachung des Vorjahreswertes).

Als Hauptgründe für diese Entwicklungen sind weiterhin die Preisanstiege von CO2-Zertifikaten und Brennstoffen zu nennen, welche im Zuge des globalen Wirtschaftsaufschwungs erhebliche Ausmaße erreichten. Zu besonders starken Zuwächsen kam es hierbei vor allem im Gasbereich. Aufgrund der Relevanz von inländischen Gaskraftwerken zur Deckung der erhöhten Winternachfrage sind die Kosten derartiger Kraftwerke preisgebend für den österreichischen Markt - werden Gaspreise von über 90 Euro/MWh bei gleichzeitigen CO2-Preisen von derzeit 80 Euro/MWh als Kostenbasis angesetzt, so sind die auftretenden Marktergebnisse erklärbar. Steigende Nachfrage und das saisonal bedingte geringe Angebot aus Wasserkraft haben weiters zur Folge, dass Gaskraftwerke häufiger eingesetzt werden müssen.  

Preisdifferenzen zum deutschen Marktgebiet

Trotz erheblicher Importe aus Deutschland traten in den letzten Monaten zudem auffällig hohe Preisdifferenzen zum deutschen Marktgebiet auf. Im Oktober und November 2021 lagen diese Spreads im Mittel bei 30 Euro/MWh, anhand erster Daten für Dezember ergibt sich sogar eine mittlere Preisdifferenz von knapp 60 Euro/MWh. Hintergrund dieser Entwicklung ist das Wiedererstarken der deutschen erneuerbaren Erzeugung (vor allem Windkraft) und damit verbundene reduzierte Residualnachfrage, welche die Nachfragedeckung durch derzeit vergleichsweise günstige Erzeugung aus Kohlekraftwerken in Deutschland ermöglicht.    

Entspannung im 2. Quartal 2022 erwartet

Auf Basis der aktuellen Geschehnisse im Spothandel ist von einen weiterhin teuren Winter 2021/22 auszugehen - weder bei CO2-Preisen noch bei Brennstoffpreisen zeichnen sich kurzfristige Preisrückgänge ab. Anhand der Ergebnisse im Terminhandel ist aber absehbar, dass es im zweiten Quartal 2022 zu einer gewissen Entspannung der preislichen Lage kommen kann. Diese Erkenntnis beruht vor allem auf der bekannten Saisonalität der Großhandelspreise - steigende Temperaturen im Frühjahr reduzieren die Nachfrage nach Strom und Gas bei gleichzeitiger witterungsbedingter Erhöhung der Erzeugungsmöglichkeiten aus Wasserkraft. Im Markt werden dadurch Preisrückgänge im Frühjahr von 30-40% im Vergleich zu den Wintermonaten erwartet. Zu einer Rückkehr zu den niedrigen Strompreisen der letzten Jahre wird es jedoch aus heutiger Sicht nicht kommen. Der Base-Terminkontrakt für Stromlieferungen in Österreich für das Gesamtjahr 2022 wird seit September 2021 bei über 100 Euro/MWh gehandelt, die Abschlüsse für den gleichen Kontrakt im Dezember liegen im Mittel bereits bei 160 Euro/MWh. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie nachhaltig die jüngste Preisrallye tatsächlich ist. Langfristig wird von einem Preisniveau zwischen 80 Euro/MWh und 90 Euro/MWh ausgegangen.    

In den folgenden Grafiken werden jeweils die relevanten österreichischen Börsenpreise für Strom und Gas in aggregierter Form dargestellt [1].

Abb. 1: Großhandelspreise Strom; Quellen: Day-Ahead Marktkopplungsauktion (EPEX Spot, EXAA, NordPool), Phelix-Futures (EEX); eigene Berechnung

Abb. 1: Großhandelspreise Strom; Quellen: Day-Ahead Marktkopplungsauktion (EPEX Spot, EXAA, NordPool), Phelix-Futures (EEX); eigene Berechnung vergrößern

Großhandelspreise Gas

Aufgrund der bestehenden Abhängigkeit der europäischen Gasversorgung von Importen aus unterschiedlichen Teilen der Welt, sind auch die österreichischen Großhandelspreise für Gas von externen Faktoren und geopolitischen Geschehnissen abhängig. Dementgegen verfügt Österreich allerdings auch über erhebliche Speicherkapazitäten, welche die Nachfragedeckung über längere Zeiträume ermöglichen. In diesem Marktumfeld spielen sowohl Import- als auch Exportmöglichkeiten und strategische Speicherbewirtschaftung eine tragende Rolle für die Preisbildung. Natürlich ist der Gasmarkt als Wärmemarkt zudem stark von Temperaturentwicklungen beeinflusst. Und nicht zuletzt besteht auch ein preislicher Zusammenhang zum Stromgroßhandel aufgrund des Einsatzes von Gaskraftwerken zur Deckung der Stromnachfrage.

Erhebliche Preiserhöhungen im Gasgroßhandel
Ähnlich zum Stromgroßhandel zeigten sich im Gasgroßhandel seit Mitte des Jahres erhebliche Preiserhöhungen. Im Jahr 2021 lag der durchschnittliche Day-Ahead-Preis auf dem österreichischen Gashub CEGH VTP bei 42 Euro/MWh (entspricht einer Vervierfachung des Durchschnittspreises des besonders günstigen Vorjahres). Nach dem erheblichen Preisanstieg im Oktober auf 90 Euro/MWh, reduzierten sich die mittleren Preise nach der Ankündigung steigender Importpotenziale auf 80 Euro/MWh im November, in den ersten Handelstagen im Dezember erfolgte jedoch wieder eine Konsolidierung bei einem Preis über 90 Euro/MWh.  

Auch im Terminhandel zeigten sich nach der Preiskonsolidierung für Gaslieferverträge für das Gesamtjahr 2022 bei 50 Euro/MWh zuletzt wieder klare Aufwärtstendenzen - derzeit werden Year-Ahead-Futures bei über 60 Euro/MWh abgewickelt, im Markt rüstet man sich also bereits für ein insgesamt noch teureres Jahr 2022. 

Abbildung 2: Großhandelspreise Gas; Quellen: Spot Index CEGHIX (CEGH VTP), Gas-Futures (EEX); eigene Berechnung

Abbildung 2: Großhandelspreise Gas; Quellen: Spot Index CEGHIX (CEGH VTP), Gas-Futures (EEX); eigene Berechnung vergrößern

Einen Erklärfilm der E-Control zum Thema Preisermittlung im Stromgroßhandel finden Sie unter: www.youtube.com/watch?v=xXkxKTKkImg
Weitere Informationen zu den Großhandelspreisen finden sich auch auf unserer Website unter:
www.e-control.at/industrie/strom/strompreis/grosshandelspreise
www.e-control.at/industrie/gas/gaspreis/grosshandelspreise

[1] Im Bereich der Day-Ahead-Spotmarktpreise wurden Monatsmittelwerte errechnet. Jeder dargestellte Balken entspricht dem Durchschnittspreis von Strom- oder Gaslieferungen im jeweiligen Monat. In der monatlichen Aufbereitung lassen sich die typischen Saisonmuster nachvollziehen, zur besseren zeitlichen Vergleichbarkeit wurden darüber hinaus aber auch die Jahresmittelwerte der Spotmarktpreise dargestellt (durchgezogene Linien). Anhand der gepunkteten Linien sind schließlich die mittleren Terminmarktabschlüsse im jeweiligen Monat für Lieferungen im Folgejahr (Year-Ahead) ersichtlich. Liegen diese Terminmarktpreise dauerhaft über den Spotmarktpreisen, so wird im Großhandel davon ausgegangen, dass es im nächsten Jahr zu höheren Preisen kommt.