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Großhandelsmärkte: deutliche Preissteigerungen bei Strom und Gas

Im Gegensatz zu den Jahren davor, kam es in diesem Jahr auf den Großhandelsmärkten zu deutlichen Preissteigerungen bei Strom und Gas. 

Großhandelspreise Strom 

In den letzten Jahren wiesen die Preise im Stromgroßhandel unterschiedliche Entwicklungen auf. Im Jahr 2019 lag der mittlere Spotmarktpreis im Day-Ahead-Segment der börslichen Marktkopplungsauktion bei 40 EUR/MWh bei gleichzeitig steigenden Preiserwartungen für das Folgejahr. Die unvorhergesehenen Einschränkungen für Wirtschaft und Gesellschaft im Rahmen der Pandemiebekämpfung führten jedoch zu insgesamt fallenden Preisen und einem Spotpreisniveau von 33 EUR/MWh im Jahr 2020. Im Jahr 2021 zeigte sich ein gänzlich anderes Bild. Bedingt durch den konjunkturellen Aufschwung der letzten Monate erhöhten sich sowohl Stromnachfrage als auch die Primärenergiepreise für Kohle und Gas, die weiterhin für die Preisbildung am europäischen Stromgroßhandelsmarkt relevant sind. Im Zusammenspiel mit weiterhin hohen CO2-Zertfikatspreisen kam es zwischen Jänner und September 2021 zu einem mittleren Strompreis von 82 EUR/MWh auf dem Spotmarkt. Auffallend ist dabei, dass auch die sonst üblicherweise niedrigpreisigen Sommermonate deutliche Preissteigerungen aufwiesen. Im Juli und August wurden Rekordwerte von über 80 EUR/MWh erreicht. In weiterer Folge kam es unter dem Druck zusätzlicher Preisanstiege im Gasmarkt zu einem beträchtlichen Preissprung auf durchschnittlich 135 EUR/MWh im September bzw. 170 EUR/MWh im Oktober. Auf Basis der Ergebnisse im Terminhandel ist zudem ablesbar, dass mit weiteren Preissteigerungen in den kommenden Wintermonaten gerechnet wird. Auch der Base-Terminkontrakt für Stromlieferungen in Österreich für das Gesamtjahr 2022 wird bereits bei 120 EUR/MWh gehandelt.
    
In den folgenden Grafiken werden die relevanten österreichischen Börsenpreise für Strom und Gas aggregiert dargestellt [1]. 

Abb. 1: Großhandelspreise Strom; Quellen: Day-Ahead Marktkopplungsauktion (EPEX Spot, EXAA, NordPool), Phelix-Futures (EEX); eigene Berechnung

Abb. 1: Großhandelspreise Strom; Quellen: Day-Ahead Marktkopplungsauktion (EPEX Spot, EXAA, NordPool), Phelix-Futures (EEX); eigene Berechnung vergrößern

Großhandelspreise Gas

Aufgrund der bestehenden Abhängigkeit der europäischen Gasversorgung von Importen aus unterschiedlichen Teilen der Welt sind auch die österreichischen Großhandelspreise für Gas von externen Faktoren und geopolitischen Geschehnissen abhängig. Dementgegen verfügt Österreich allerdings auch über erhebliche Speicherkapazitäten, welche die Nachfragedeckung über längere Zeiträume ermöglichen. In diesem Marktumfeld spielen sowohl Import- als auch Exportmöglichkeiten und strategische Speicherbewirtschaftung eine tragende Rolle für die Preisbildung. Natürlich ist der Gasmarkt als Wärmemarkt zudem stark von Temperaturentwicklungen beeinflusst. Zudem besteht ein preislicher Zusammenhang zum Stromgroßhandel aufgrund des Einsatzes von Gaskraftwerken zur Deckung der Stromnachfrage.

Lag der durchschnittliche Day-Ahead-Preis auf dem österreichischen Gashub CEGH VTP im Jahr 2019 noch bei 15 EUR/MWh, fiel dieser im Krisenjahr 2020 auf 10 EUR/MWh und stieg nun im Sog des diesjährigen konjunkturellen Aufschwungs auf ein Niveau von über 35 EUR/MWh. Analog zum Stromgroßhandel sind auch die Entwicklungen in den letzten Monaten besonders beachtlich. Die ungewöhnlich kalte Witterung im Frühjahr führte zu niedrigen Speicherständen und verspäteter Einspeicherung, gemeinsam mit dem globalen Nachfragedruck und eingeschränktem Gasangebot in Europa etablierte sich bis Oktober ein erheblicher Spotmarktpreis von über 90 EUR/MWh. Auch im Terminhandel zeigten sich deutliche Aufwärtstendenzen. Börsliche Gaslieferverträge für das Jahr 2022 wurden zuletzt bei 55 EUR/MWh abgewickelt. 
 

Abb. 2: Großhandelspreise Gas; Quellen: Spot Index CEGHIX (CEGH VTP), Gas-Futures (EEX); eigene Berechnung

Abb. 2: Großhandelspreise Gas; Quellen: Spot Index CEGHIX (CEGH VTP), Gas-Futures (EEX); eigene Berechnung vergrößern

Einen Erklärfilm der E-Control zum Thema Preisermittlung im Stromgroßhandel finden Sie hier.

Weitere Informationen zu den Großhandelspreisen finden sich auch auf unserer Website unter:
www.e-control.at/industrie/strom/strompreis/grosshandelspreise
www.e-control.at/industrie/gas/gaspreis/grosshandelspreise

Der Großhandelsmarkt als Grundlage für Endkundenpreise

Im Großhandel werden die reinen Beschaffungskosten [2] für Strom und Gas ermittelt, welche eine wesentliche Grundlage für Endkundenpreise darstellen. Dabei werden Strom- und Gaspreise durch die Koordination von Angebot und Nachfrage generiert. Energieprodukte werden grundsätzlich in verschiedensten Formen und an unterschiedlichen Handelsplätzen mit jeweils unterschiedlichen Marktregeln gehandelt. Somit existiert kein einheitlicher Preis, der den gesamten Großhandel abbilden könnte, sondern eine Vielzahl an Preisen und Indikatoren. Aufgrund der hohen Relevanz als Referenzpreise für Endkundenverträge wird der Fokus dieses Newsletters auf die Ergebnisse des Börsenhandels [3] gelegt und nach Kurzfristhandel (Spotmarkt) und Langfristhandel (Terminmarkt) untergliedert. 
Im Spotmarkt wird der physische Handel von Strom- und Gaslieferungen innerhalb der nächsten Tage abgewickelt. Besonders relevant sind dabei die sogenannten Day-Ahead-Märkte mit Liefererfüllung am Folgetag. Da sich Energieanbieter und Nachfrager aber auch langfristig gegen kurzfristige Marktschwankungen absichern müssen, existiert zusätzlich zum Spotmarkt die Möglichkeit, unterschiedlich strukturierte Terminverträge für zukünftige Lieferungen in einem bestimmten Monat, Quartal oder Jahr einzugehen. Derartige Verträge am Terminmarkt können bereits bis zu 6 Jahre vor Lieferbeginn abgeschlossen werden und bilden somit Preiserwartungen ab.       

[1] Im Bereich der Day-Ahead-Spotmarktpreise wurden Monatsmittelwerte errechnet. Jeder dargestellte Balken entspricht dem Durchschnittspreis von Strom- oder Gaslieferungen im jeweiligen Monat. In der monatlichen Aufbereitung lassen sich die typischen Saisonmuster nachvollziehen, zur besseren zeitlichen Vergleichbarkeit wurden darüber hinaus aber auch die Jahresmittelwerte der Spotmarktpreise dargestellt (durchgezogene Linien). Anhand der gepunkteten Linien sind schließlich die mittleren Terminmarktabschlüsse im jeweiligen Monat für Lieferungen im Folgejahr (Year-Ahead) ersichtlich. Liegen diese Terminmarktpreise dauerhaft über den Spotmarktpreisen, so wird im Großhandel davon ausgegangen, dass es im nächsten Jahr zu höheren Preisen kommt.  

[2] Entsprechen den Endkundenpreisen ohne Netzentgelte sowie ohne Steuern, Abgaben oder etwaige Zuschläge.

[3] Neben dem Börsenhandel werden auch im bilateralen Over-the-Counter-Handel (OTC) erhebliche Mengen gehandelt.